Erneuerung von Stadtstraßen in der Siedlung östlich der Bahnlinie ( Stadt Bredstedt)
Die Stadt Bredstedt beschloss im Jahre 2013, die bereits über 50 Jahre alten Fahrbahnoberflächen und Seitenstreifen zu erneuern. Die alten Flächen waren ohnehin, wie seinerzeit üblich, lediglich mit Minimalaufwand erstellt worden. Die damalige Bauweise entsprach nicht ansatzweise heutiger technischen Regeln. Dementsprechend war auch das Schadensbild.
Eine Regenwasserkanalisation existierte in der Siedlung lediglich bei etwa 10% des Gesamtgebietes. In den übrigen Bereichen war die Entwässerung der Fahrbahnoberflächen dem Zufall überlassen. Das Wasser versickerte in den zahlreichen Schlaglöchern der Fahrbahn und/oder in den Randbereichen. Spitzenmengen des Regenwassers flossen in tiefergelegene Straßenzüge mit Kanalisation und belasteten die hierfür nicht ausreichend dimensionierten Kanäle.
Es stellte sich die Frage, wie in Zukunft die Entwässerung der Fahrbahnoberflächen gewährleistet werden kann. Es wurde schnell klar, dass der Bau eines Regenwasserkanals im gesamten Gebiet zu hohe Kosten führen würde. Diese Möglichkeit wurde schnell verworfen, denn letztendlich würden die Anwohner den größten Anteil der Kosten im Rahmen von Straußenausbaubeitragen tragen. Die Kosten pro Quadratmeter Beitragsflächen könnten die 40€ Marke überschreiten. Glücklicherweise stellten wir im Rahmen von geologischen Untersuchungen fest, dass sich der Untergrund hervorragend zur Versickerung eignet. Ein Ansatzpunkt war gefunden. Die Stadt Bredstedt lud die Anwohner als Erstes zu einer Informationsveranstaltung ein. An diesem Abend wurde zunächst lediglich die Absicht erklärt, die Straßen der Siedlung auszubauen. Konkrete Pläne sollten unter Berücksichtigung der Interessen der Anwohner erarbeitet werden. Also wurde im Rahmen dieser Veranstaltung eine Planungsgruppe, bestehend aus einer Auswahl anliegender Grundstückseigentümer, gebildet. Diese Gruppe sollte nun zusammen mit unserem Büro ein Konzept finden, welches die breite Zustimmung der Anwohner finden würde. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die Höhe der Kosten ein entscheidender Punkt war. Der größte Teil der Planungsgruppe sprach sich für einen Ausbau aus, der die Marke von 10 € je Quadratmeter Beitragsfläche nicht überschreiten sollte. Ein Ziel, welches unter Anwendung der heute üblichen Ausbaustandards nicht zu erreichen war. Unerlässlich war die Erneuerung der Fahrbahn. Diese sollte in Pflasterbauweise mit einer Breite von 3,50m hergestellt werden. Für eine Ausführung in Pflasterbauweise sprach hauptsächlich, dass bei zukünftigen Leitungsverlegungen eine annähernd flickenlose Wiederherstellung gewährleistet werden konnte. Da die Breite von 3,50m bei Begegnungsverkehr nicht ausreichend ist, mussten weitere Flächen der Seitenbereichen befestigt werden. Aber wie? Weitere befestigte Flächen in Pflasterbauweise würden das gesetzte Budget überschreiten. Dazu kam, dass die zusätzlich befestigten Flächen die Versickerungseinrichtungen vergrößern würden. Dieser Platz stand aber nicht zur Verfügung. Eine Möglichkeit wäre eine Befestigung mit Schotterrasen gewesen. Schotterrasen ist ein Gemisch aus Kies, Steinen und Mutterboden. Die so hergestellten Flächen sind bedingt versickerungsfähig, befahrbar und werden mit Rasen versehen. Bei häufiger Befahrung besteht allerdings die Möglichkeit, dass diese Flächen matschig werden und der Rasenbewuchs verschwindet. Eine konsenzfähige Lösung war die Befestigung der Seitenstreifen mit einem versickerungsfähigen Material aus gebrochenem Gestein ohne Mutterbodenanteil (hier: Hanse Grand). Das Material ist ausreichend befahrbar, versickerungsfähig, kommt ohne Randeinfassungen aus und die Kosten blieben so im Rahmen des Budgets. Das Erscheinungsbild passt zu einer Siedlung, deren Gebäude in den 50er Jahren errichtet wurde. In den Seitenbereichen wurden nun Versickerungsmulden erstellt. Dieses ist die günstigste und ökologisch sinnvollste Methode der Oberflächenwasserentsorgung. Das Regenwasser wird in den Mulden aufgefangen und versickert dann nach und nach in den Untergrund. Dieses Konzept wurde von der Mehrheit der Planungsgruppe unterstützt und fand schließlich auch eine Mehrheit bei den städtischen Gremien. Die Versickerungsanlagen wurden dimensioniert und bei der zuständigen Wasserbehörde beantragt und genehmigt. Nach Fertigstellung der Arbeiten wurde das gesteckte Ziel, keine Überschreitung des Budgets, eingehalten.


